Tobias Hundt & Band im Interview

Tobias Hundt & Band @ Facebook
Er hatte schon einen Vertrag als Profi-Handballer in der Tasche und entschloss sich dann diesen sausen zu lassen und Musiker zu werden. Was also Solo-Projekt anfing, entwickelte sich zur 5-köpfigen Band: Tobias Hundt & Band. Mit seinen überwiegend deutschen und unverblühmt ehrlichen Texten, welche teils rockig, teils auch als Ballade in Ton gefasst sind, geht er Fragen des Lebens auf den Grund. Nicht immer gibt er Antworten auf diese Fragen. Vielmehr  versucht er seine Zuhörer zum Nachdenken anzuregen und gewisse Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten.

CDs:
Tree (Album, 2008)
So viel mehr (Album, 2010)
Am Leben (Album, 2012)

Auf seiner kleinen Tour durch Sachsen haben wir mit ihm und seiner Band gesprochen.


Tobias Hundt & Band, wer seid ihr – beschreibt euch kurz mit 3 Worten.
Tobias: In 3 Worten? Markus fängt an mit einem Wort, dann Patrick ein Wort und Nico ein Wort.
Nico: Ja, und du?
Tobias: Ja, ich halt mich da raus.
Markus: Ich hab das erste Wort? Aufgedreht.
Patrick: Tierisch.
Nico: Ehrlich.

Wie seid ihr zur Musik gekommen?
Tobias: Ich hab irgendwie schon immer ein bisschen Musik gemacht. Nie so richtig ambitioniert, aber ich hab schon früher mit dem Tennisschläger zu Hause Gitarre gespielt. Ich weiß noch, ich war früher voll der Trompeten- und Posaunenchor Fan, da hab ich voll drauf gestanden. Ich hab immer so getan, als würde ich Trompete spielen und bin so durch das Haus gelaufen. Das weiß ich von meiner Mutter. Die hat mir das mal erzählt.
Nico: Ich hab im Trompetenchor gespielt.
Tobias: Als ich 13 war hat mich ein Kumpel auf dem Schulhof angesprochen, ob ich nicht in seiner Band Schlagzeuger werden möchte. Der hat mich aber mit meinem großen Bruder verwechselt. Ich konnte überhaupt kein Schlagzeug spielen. Aber ich hab Ja gesagt! Ich dachte; die Chance darfst du dir nicht entgehen lassen. Witzigerweise ist genau das Gleiche bei uns in der Band nochmal passiert. Ich dachte nämlich, der Patrick wäre ein Bassist, dabei ist er aber eigentlich Keyboarder. Und ich hab ihn gefragt, ob er bei mit Bass spielen will und er hat Ja gesagt.
Nico: Und dann hat er angefangen, Bass zu lernen.
Tobias: Ja, und Markus spielt auch schon seit er gucken kann Schlagzeug.
Patrick: Nein, du hast doch Keyboard gespielt?
Tobias: Genau, Markus war Hessen-Meister im Keyboard.
Markus: Nein, ich war deutscher Meister! Dann kamen aber auch irgendwann ein paar Jungs zu mir und sagte „Hey komm, wir wollen eine Band gründen und du spielst jetzt Schlagzeug!“ Und alle konnten besser Schlagzeug spielen als ich. Aber jetzt ist das nicht mehr so! Jetzt bin ich der Beste!
Tobias: Und Nico? Ja, der ist auch in einer musikalischen Familie aufgewachsen.
Patrick: Wir hatten zusammen Klavier-Unterricht gehabt.
Nico: Ich hatte 6 Jahre lang zusammen mit Patrick Klavier-Unterricht gehabt.
Tobias: 6 Jahre? Dafür kannst du echt richtig wenig! Was hast du in den 6 Jahren gemacht?
Nico: Pass auf, der entscheidende Punkt, warum ich dann aufgehört hab, war, dass wir bei der gleichen Klavierlehrerin Unterricht hatten. Das Witzige ist, der Jonas, der bei uns eigentlich Klavier spielt, da hatte auch mit uns Unterricht. Wir waren zu dritt und hatten bei einer Lehrerin Klavierunterricht. Wir haben dann immer so Aufgaben bekommen, die wir dann bis zur nächsten Stunde gemacht haben mussten. Also wir mussten das dann immer vorspielen in der nächsten Stunde. Und ich hatte schon immer das einfachere Heft. Der, der gewonnen hatte, hat immer ein Snickers bekommen. Ich hab 6 Jahre lang kein einziges Snickers bekommen. Und dann gab es immer diese Hefte von 1 bis 4, das waren so Einsteiger-Hefte. Ich war noch nicht mit der 1 fertig, da waren die anderen schon fast mit der 4 fertig. Und dann gab es ein großes Weihnachtsfest von der Musikschule. Und wir sollten da spielen. Ich durfte auch spielen. Wir durften zu dritt Klavier spielen. Wir standen in einer Reihe und die 2 haben beidhändig gespielt und ich hatte nur 2 Töne zu spielen!
Tobias: Ist das bitter! Das ist geil! Die Geschichte kannte ich noch gar nicht!
Nico: So kam ich zum Gitarre spielen!
Markus: Auch da war er schon immer der Schlechteste.
Nico: Es reicht für die Band.

Woher nehmt ihr die Inspiration, die Ideen für eure Songs, für das was ihr auf der Bühne macht?
Tobias: Ich sag mal das, woraus Texte entstehen oder das, was auf der Bühne passiert, ist glaube ich, dass ich immer mehr lerne, dass ich das was ich sehe, was ich wahrnehme und fühle, dass ich dem Ausdruck verleihen kann. Ich glaube auch, dass das was auf der Bühne passiert, ist von Konzert zu Konzert unterschiedlich. Klar, es gibt immer wieder Sachen, die immer gleich sind. Bei uns ist glaube ich, kein Konzert wie das andere, weil wir immer gucken, was passiert. Da fließt dann auch ein, was uns gerade Witziges, Blödes oder Ernstes durch den Kopf geht. Das war, glaube ich, ach eine ganz abgefahrene Reihenfolge, wie wir uns beschrieben haben. Zum Einen ist da halt dieses Sehen, Wahrnehmen, dem ich Ausdruck verleihen will. Dann gibt es aber auch diesen künstlerischen Aspekt, zu sagen, dass wir was Neues schaffen wollen – im Sinne von „wir wollen Musik machen“. Wir wollen Musik machen, die neu ist, die anders ist und nicht irgendetwas kopieren. Was mir bei Texten wichtig ist, dass ich andere Blickwinkel und Perspektiven schaffen will, als die, die es schon gibt. Es gibt ein cooles Bild von einem Maler. Der wollte eine Geige malen. Seine Vision war es, die Geige in einem Bild von 3 Perspektiven zu malen. Ich glaube, genau das ist auch die Kunst vom Songwriting. Wir sind 6 Leute, wir könnten ein komplett anderes Lied über dieses Roll-up (Banner) schreiben, weil jeder das Ding anders wahr nimmt. Der eine würde über den Stab schreiben, der andere über die Füße. Wir sind alle anders gestrickt. Ich glaube, sich in andere hineinzuversetzen und das versuchen, irgendwie wieder zu geben.

Was läuft bei euch gerade privat so für Musik?
Tobias: Wir hören eigentlich alle ausschließlich Tobias Hundt. :) Scherz! Ich höre gerade das neue Album von Max Herre „Hallo Welt“.
Patrick: Ich hör viel Gungor.
Markus: Ich bin gerade ein bisschen auf dem Cro-Trip.
Nico: Ich bin hängen geblieben bei Casper.

Gibt es bei euch so ein Ritual, was ihr immer vor einem Konzert macht? Wie sehen die letzten Minuten vorm Auftritt aus?
Tobias: Die letzten Minuten vor dem Auftritt sind immer total chaotisch.
Patrick: Da darf uns keiner sehen.
Tobias: Das ist eigentlich wie Las Vegas. Was da passiert, das muss eigentlich auch dort bleiben! Also ich würde sagen, die letzten Minuten sind Las Vegas! Es geht eigentlich immer nochmal so richtig drunter und drüber. Zwischen Größenwahn und Komplex ist alles dabei.

Was war euer verrücktestes / schönstes / peinlichstes Erlebnis als Band?
Tobias: Eins was mir noch lange in Erinnerung bleiben wird, war das Konzert in Hamburg. Das Konzert war eigentlich ziemlich nice. Am Ende wollte ich allen nochmal Danke sagen, auch unserem Booker, den Alex. Den nennen wir immer Booking-Onkel. Und da hab ich wirklich vor allen Leuten gesagt „Ich danke unserer Buckel-Unke.“ Das ist jetzt zwar einigermaßen witzig, aber wenn du da oben stehst und weist, du darfst jetzt eigentlich nicht lachen. Ich konnte den letzten Song dann einfach nicht mehr singen. Ich hab so einen Lachflash bekommen. Irgendwann hat der ganze Saal gelacht. Das war einfach total abgefahren. Dann gab es aber auch noch ein anderes Konzert. Da hab ich Solo gespielt. An einem einzigen Abend hab ich das Mikro mit so einer Knoblauchfahne verseucht und noch gleichzeitig auf dem Klo das Fenster herausgerissen. Da ist irgendwie alles schief gegangen, was schief gehen konnte.

Wer waren eure Helden in eurer Kindheit?
Tobias: Michael Jordan war mein Kindheitsheld.
Patrick: Steven Hawkins
Markus: Ich weiß gar nicht. Ich hab so etwas gar nicht.
Nico: Ich auch nicht.
Tobias: Was hast du für ein Vorbild? Bestimmt irgendwelche Metal-Typen, oder Nico?
Markus: Disciple, oder?
Nico: Von welcher Kindheit sprechen wir? Also wie weit liegt die zurück?
Tobias: Bei 3 Jahren ist das klar, dass das was anderes war.
Markus: Ach komm Tobias, hast du mit 18 noch auf Michael Jordan gestanden?
Tobias: Ich guck mir jetzt noch manchmal Videos von dem an.
Markus: Oh.
Nico: Ich sag mal, in meiner frühen Jugend oder da, wo ich angefangen hab nachzudenken, da fand ich Disciple als Musiker immer sehr faszinierend. Da konnte ich noch nicht so viel Englisch, aber da hab ich schon verstanden, dass unter den Texten, die sie schreiben, immer die Bibelstellen angegeben waren, wo die Inspiration für das Lied herstammte. Ich hab mir dann auch so einen Liedtext auf den Arm tätowieren lassen, weil mich das Lied in der Zeit auch sehr ergriffen hat. Das fand ich schon immer geil, dass Leute, die auch Erfolg hatten und die auch andere Musik machen, die man im typischen Lobpreis nicht erwartet, ihren Bezug aus der Bibel nehmen. Bei uns auf dem Dorf war das immer so „Oh, Rock und Metal, das kann nicht christlich sein.“ Und da war ich dann als junger Typ, der auf so was stand, immer so ein bisschen daneben. Das war dann aber so das erste Mal, wo ich dann gedacht hab „Geil, es gibt auch so Musik, die auch auf Jesus baut.“ Ansonsten fand ich den Tobias schon immer faszinierend.
Tobias: Er hat schon immer zu mir aufgeschaut.
Nico: Ja, du warst schon immer größer als ich.

Unser Blog heißt „Burnin‘ Heart Reports“, was bedeutet euch euer Glaube im Alltag?
Tobias: Sagt jemand was spontan? Also ich finde, dass ist immer eine total spannende Frage, die man auch möglichst ehrlich beantworten sollte, sonst bringt das keinem was. Ich finde, Glaube im Alltag ist eins der herausforderndsten, schwierigsten Dinge, die es überhaupt gibt. Er ist einfach schwer zu verstehen. Ich bin jetzt vielleicht 15 Jahre Christ. Ich meine, nach 15 Jahren sollte man wissen, was Glaube im Alltag ist. Ich muss gestehen, auch nach 3 Jahren Theologiestudium, frag ich mich heute immer noch, was eigentlich Glaube im Alltag ist. Ist es das, was ich tue? Ist es das, was ich an Ritualen darbringe oder was ist es eigentlich? Mich beschäftigen zum Beispiel gerade Bibelstellen, wo es heißt „Jetzt lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir.“ Das heißt… ja, ich frage mich wirklich, was das eigentlich heißt. Bin ich das jetzt eigentlich, der was macht und deswegen lebe ich meinem Glauben im Alltag. Oder bedeutet das, ich schraub mich zurück und geb Gott mehr Raum und das ist Glaube im Alltag. Ich bin da überhaupt noch nicht durch und wehre mich auch so ein bisschen dagegen fertige Antworten zu geben. Wenn solche Fragen gestellt werden, finde ich es das schlimmste, wenn Jugendliche so einen Bericht dann lesen und ich erzähle wie toll Glaube im Alltag ist. Ich glaube, das kann dann auch sehr frustrierend sein. Was ich weiß ist, dass die Momente, wo man weiß, das ist Glaube, jetzt erfahre ich meinem Glauben im Alltag, das sind die wertvollsten Momente, die es gibt. Das ist einfach ein Geheimnis. Es ist nicht damit getan, dass man morgens seine Stille Zeit macht oder nochmal mittags durch den Park läuft und einen Gebetsspaziergang macht, ich glaube, das ist noch viel tiefer. Ich hab manchmal das Gefühl, Gott kann auf uns in der Stillen Zeit verzichten, weil es meistens nur seinem Namen gerecht wird: es ist eine stille Zeit. Man fragt sich nachher, was war in der Zeit. Ich glaube, wir müssen auch mit einer ganz anderen Einstellung an diese Beziehung herangehen. Ich hab das Gefühl, dass wir, wenn wir uns dann mal Zeit nehmen und sagen „Boar, jetzt habe ich es wirklich mal geschafft, jetzt nehme ich mir die Zeit,“ und dann gehe ich mit so einem Druck an die Bibel und denke jetzt kommt die große Offenbarung, weil ich mir die Zeit genommen habe, dann bin ich nur frustriert, weil es immer noch nur ein Text ist. Ich glaube, dass wir da ganz neu lernen müssen an die Sache heranzugehen und zu fragen, was es eigentlich bedeutet Beziehungen zu leben zu jemanden, den man nur spürt, den man als Person nicht sieht, sondern eher in anderen Personen und in der Natur.

Dann sind wir jetzt schon am Ende unseres Interviews angekommen, was möchtet ihr zum Schluss noch unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Tobias: Ich glaube… Ich muss eigentlich nicht die ganze Zeit rede. Was würden ihr jemanden mit auf den Weg geben?
(nachdenkliches Schweigen in der Runde)
Tobias: Das ist schwierig. Ich muss immer ein Gesicht vor Augen haben... Sei ehrlich zu dir selbst, liebe Gott von ganzem Herzen und tu was immer dir gefällt.
Markus: Wo hast du das denn her?
Tobias: Es gibt so dieses „Liebe Gott und deinen Nächsten und tu was immer dir gefällt“. Das ist so das, was alles zusammenfasst.

Vielen Dank für das Interview! 



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Tobias Hundt unplugged @ WalnutTV



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