CD: Switchfoot - Fading West

via switchfoot.com
Schon im Januar erschien das heiß erwartete neue Album der amerikanischen Band Switchfoot: "Fading West". Nachdem die Kalifornier schon eine ganze Weile in der Welt der Musik aktiv sind und dabei eine hörbare Entwicklung hingelegt haben, durfte man gespannt sein, wie die neue Platte klingen würde.

Das CD- Cover zeigt die Band, vermutlich an einer meernahen Klippe - einer der fünf trägt ein Surfboard, ein anderer eine Gitarre, wieder ein anderer eine Old- School- Videokamera. Was ursprünglich als Foto aufgenommen wurde, wurde für das Cover gekonnt stilisiert und erscheint nun in türkis-grün, rot, weiß und schwarz. Angelehnt ist es außerdem an das Artwork des Films "Fading West", der kurze Zeit vor dem Album erschien und die Band auf ihrer Welttournee begleitet, und zeigt, wie sie als Menschen, als Band, als Familie und auch als Surfer leben.

Die CD beinhaltet 11 Tracks:

01 Love Alone Is Worth The Fight
02 Who We Are
03 When We Come Alive
04 Say It Like You Mean It
05 The World you Want
06 Slipping Away
07 Ba55
08 Let It Out
09 All Or Nothing At All
10 Saltwater Heart
11 Back To The Beginning Again

Schon mit dem ersten Song, "Love Alone Is Worth The Fight", merkt man, dass das alles weniger rockig klingt als zum Beispiel auf dem Vorgängeralbum "Vice Verses". Die Band hat sich erneut enorm weiterentwickelt, setzt eher auf Piano- Klänge und auch leicht elektronische Elemente. Textlich geht es darum, sich selbst zu finden, durch Höhen und Tiefen, dafür zu seinen Wurzeln zurückzukehren. Allein die Liebe, die man auf dieser Reise findet, die alle Ängste auslöscht, ist den langen Kampf wert, heißt es im Refrain frei übertragen. Manchmal ist es am besten, die unbekannte Straße zu nehmen - schließlich findet man, was einen ausmacht.

Nachdem der erste Track des Albums eher feierlich klang, geht es in "Who We Are" schon etwas flotter zu, anfangs wird der Takt mit "One, two, three, four, five" eingezählt. Auch in diesem Lied tritt die rockige Komponente in den Hintergrund, dafür stehen Klavier, Schlagzeug und Bass im Vordergrund. Wichtig bei allen Songs des Albums sind die Chor- Elemente, die speziell in diesem Lied von Kinderstimmen ausgemacht wird. Kein Wunder, heißt es doch in der Strophe gleich anfangs: "We were just kids..." Anschließend beschreibt die Band das unbedarfte Kinderleben, im Refrain zum Standpunkt des Erwachsenen zurückkehrend: Man darf auch mal wieder Kind sein, eigentlich hat man ja nichts zu verlieren. Unsere Kindheit hat direkt damit zu tun, wer wir heute sind; who we are. Der Song ist sehr rhythmisch gehalten, wird im Refrain aber ähnlich hymnisch wie "Love Alone Is Worth The Fight".

"When We Come Alive" beginnt mit einer glockenspielähnlichen Tonfolge, die schließlich vom Chor aufgenommen wird. Auch hier beherrscht in der Strophe eher der Sprechgesang, während im Refrain regelrecht hymnische Ohrwürmer dominieren, die dazu einladen, in die ganze Welt zu schreien und einfach nur glücklich zu sein. Auch der Text beinhaltet etwa diese Aussage: "We are fire / Burning brightly / You and I / We light the sky / When we ignite / When we come alive". Wenn wir lebendig werden, sind wir das Feuer, erleuchten den Himmel, scheinen hell. Ein Aufruf, trotz aller Schwierigkeiten und noch so großer Hürden weiterzumachen, das Leben in die Welt hinauszutragen.

via broadwayworld.com
Der vierte Song, "Say It Like You Mean It" drückt schon im Titel aus, was die Grundbotschaft des Textes ist: Nenn die Dinge beim Namen. Dieses rockigere Lied beweist textlich große Tiefe, behandelt sicherlich auch ein Stück weit den Werdegang der Band. Zwischen all dem Rock'n'Roll hat man aus den Augen verloren, was man eigentlich bezwecken wollte. "Say It Like You Mean It" ruft somit auf zu mehr Ehrlichkeit, vielleicht vor allem im Musikbusiness, keine leeren Texte mehr zu schreiben, die lediglich das beinhalten, was die Produzenten und die Zuhörer haben wollen. Der Unterschied zwischen Reden und Machen wird in diesem Song ausdrucksstark thematisiert. Gegen Ende kommen wieder internationale Einflüsse in den Track: Indisch anmutende Sitar- Klänge schließen das ansonsten sehr rhythmisierte Musikstück ab.

"The World You Want" beginnt mit Lagerfeuer- Athmosphäre, jemand trommelt, offenbar sitzen einige Menschen in froher Runde beisammen. Dann beginnt das eigentliche Lied, das sehr andächtig und beinahe schon etwas traurig klingt. Man steht vor einem Scherbenhaufen, versucht zu retten, was geht, aber irgendwie ist alles, was man sagt, verkehrt. Ist das die Welt, wie du sie willst? Es liegt an dir, ob du die Welt lässt wie sie ist. Du kannst die Welt verändern. Dem tiefen Text angepasst ist die musikalische Ausgestaltung eher einfach und sehr ruhig gehalten. Und jedem, der fragt: "Was ist schon Religion? Ich habe keine Religion." sagen Switchfoot mit diesem Song: Was du sagst, wie du es sagst ist deine Religion. Wen und wie du liebst ist deine Religion. All deine Wissenschaft, dein Hass, deine Kriege, jeder Atemzug ist deine Religion. Es liegt einzig und allein an dir, was du aus ihr machst.

Im Gegensatz zu dem recht melancholischen Song schlägt "Slipping Away" optimistischere Töne an. Der für "Fading West" charakteristische Sprechgesang darf auch hier nicht fehlen. Im Text geht es um Erinnerungen: Wer kennt es nicht, wenn man von ihnen wach gehalten wird? Alles, was man sagen wollte, rutscht einem aus der Hand. Man fühlt sich wie in einem Traum, wenn die Vergangenheit einen in der Gegenwart verfolgt. Musikalisch vereint dieses Lied auf ganz eigene Weise bittersüße Erinnerungen miteinander - technisch haben Switchfoot das einzigartig hinbekommen.

"Ba55" klingt von Anfang an eher geheimnisvoll. Im Vordergrund steht der regelmäßige, schnelle Bass, die Stimme wird von Effekten streckenweise verzerrt und verfälscht, was den mystischen Charakter des Songs ausmacht. Inhaltlich geht es darum, sich von allem Unangenehmen zu entledigen: "I believe you're the fire that can burn me clean / And let my soul fly".

Wie so oft in "Fading West" folgt nun erneut ein Break zwischen den Songs: "Let It Out" ist völlig anders als "Ba55", klingt das Lied doch eher wie die Produktion einer der gecasteten Boybands dieser Tage. Ganz nach diesem Motto geht es auch im Text: Nimm das Leben nicht so schwer, sei unbekümmert, lass ruhig mal alles raus.

"All Or Nothing At All" nimmt den Faden des vorhergehenden Songs auf. Alles oder nichts, das ist die Forderung. Es geht um eine Liebe, unter dem Vorsatz "Ganz oder gar nicht". Wie in allen Songs des Albums steht auch hier nicht die Musik, sondern der Text im Vordergrund, der effektiv von den Instrumenten unterstützt wird. Das Schlagzeug steht noch am ehesten im Mittelpunkt, eher im Hintergrund zu hören sind Piano, elektronische Elemente, Gitarre und Glockenspiel.

via thesurfchannel.com
Der vorletzte Track dieses Albums, "Saltwater Heart", ist (wie der Name schon andeutet) eine Ode an den Ozean und das Surfen. Tim Foreman, Bassist und Gründungsmitglied der Band, hat als gebürtiger Kalifornier schon immer sein Herz ans Wellenreiten verloren und wollte ursprünglich sogar Profi- Surfer werden. Das Freiheitsgefühl, am Meer zu sein und auf dem Surfbrett zu stehen, beschreibt die Band in ihrem Song so treffend, wie es wohl vorher keinem gelungen ist. Wenn man auf den Wellen reitet, kann man auch seine ans Land gebundenen Träume mal außen vorlassen. Auch musikalisch wissen Switchfoot dieses Gefühl sehr gut umzusetzen: Eine Gitarre, dann Schlagzeug, leicht elektronische Elemente. In Verbindung mit dem Text kann man das Meer beinahe schon riechen.

Der letzte Song bildet definitiv einen guten Abschluss und macht die ganze Sache rund: "Back To The Beginning Again" hat schon im Titel, was Switchfoot mit dem ganzen Album gelebt hat. Zurück an den Anfang, um all seine Träume neu oder überhaupt erst zu verwirklichen. Auf einer Reise zurück an den Ursprung, mit Rückenwind weitergehen. Auch die Hilfe von jemandem in Anspruch nehmen - in dem Text könnte gut Gott gemeint sein, aber auch einfach ein guter Freund, der einem schon ein Leben lang begleitet hat. Wie auch immer man das Lied interpretieren mag, ist es eine Ermutigung, sich seiner Vergangenheit zu stellen und seine Wurzeln zu suchen.

Switchfoot hat mit diesem 9. Studioalbum ein weiteres kleines Meisterwerk geschaffen, dass sich in vieler Hinsicht von der sonstigen Musikszene, christlich wie auch säkular, abhebt. Die Kalifornier haben einen Stil kreiert, der sich eigentlich nicht treffend beschreiben kann, den man hören muss. Abwechslungsreich gestaltet, musikalisch wie auch textlich gewandt und voller Überraschungen von einem Song zum Nächsten nehmen uns die fünf Amerikaner mit "Fading West" mit auf eine musikalische Weltreise. Die Erfahrungen der Welttournee, was die Musik wie auch das Menschliche anbelangt, spiegeln sich deutlich auf der Platte wieder und machen sie zu einer sehr persönlichen Dokumentation des Lebens, die viele Identifikationspunkte für jegliche Lebenslagen bietet. Switchfoot hat auf dieser Platte Hymnen geschaffen, dabei aber nicht den musikalischen Gegenpol vergessen. Auch jene, die das rockigere Switchfoot vielleicht vermissen, sollten sich das Album zweimal anhören und dann einen endgültigen Schluss ziehen, da man mit "Fading West" ein besonderes Album in der heutigen Zeit hat: Es schwimmt gegen des Strom, die Band bleibt ehrlich. Das macht die Platte sehr empfehlenswert.

Erhältlich ist die CD z.B. für 14,95€ bei SCM Haenssler.



Um sich einen Eindruck der musikalischen Vielfalt der Platte zu machen hier noch einige Beispiele:


Switchfoot - Love Alone Is Worth The Fight



Switchfoot - Say It Like You Mean It



Sowie der Trailer zum Film "Fading West":


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