36. Deutscher Evangelischer Kirchentag 2017

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Alle zwei Jahre ist es an der Zeit: in irgendeiner Stadt in Deutschland findet der Deutsche Evangelische Kirchentag statt. Nach Stuttgart vor 2 Jahren wurde das Zepter für die diesjährige Veranstaltung an die Bundeshauptstadt Berlin weitergereicht, wo sich vom 24.-28. Mai über 100.000 Christen versammelten um gemeinsam zu feiern.
Denn dieses Jahr stand der Kirchentag nicht nur unter der Losung "du siehst mich" aus 1. Mose 16,13, sondern auch ganz im Zeichen des 500. Reformationsjubiläums.

Am 24. Mai ging es also los, Quartiere überall in Berlin wurden bezogen, im Anschluss machten sich die meisten direkt wieder auf den Weg, um Abends in der Stadt gemeinsam Gottesdienst zu feiern. Gleich drei große Eröffnungsgottesdienste wurden angeboten: Einer am Brandenburger Tor, einer nebenan am Reichstagsgebäude und einer am Gendarmenmarkt. Jeder war für eine andere Zielgruppe ausgelegt, sodass für jeden Geschmack etwas dabei war. Neu waren beim Einlass auf das Gelände die Gepäckkontrollen, die aber im Großen und Ganzen zügig abliefen und zur allgemeinen Sicherheit beigetragen haben. In Gemeinschaft mit vielen anderen Christen wurde so der Kirchentag feierlich eröffnet. Am Reichstagsgebäude wurde die kulturelle Gestaltung vom Kirchentagsposaunenchor übernommen, und zur Einstimmung auf die Stadt und den Kirchentag wurden große Kugeln mit unterschiedlichen Bildern bedruckt oder mit Spiegelflächen verkleidet durch die Menschenmenge getragen, Dazu wurde jeweils eine kurze Erklärung geliefert, von jungen Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen - denn der Kirchentag sollte auch ein Ort der Begegnung sein.
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Im Anschluss an die Gottesdienste ging es weiter mit dem Abend der Begegnung, wo sich nicht nur die Gemeinden aus der Umgebung vorstellten, sondern man sich auch international einen Überblick über Gemeindearbeit verschaffen konnte. Mit vielen kulinarischen Spezialitäten, Musik und natürlich den heiß begehrten Sammelkarten mit unterschiedlichen Smileys darauf verging die Zeit wie im Flug.
Der Eröffnungstag wurde schließlich mit dem Abendsegen abgeschlossen, und obwohl es ziemlich windig war, kam am Ende ein wunderschönes Lichtermeer zustande.

Mit den vielen Eindrücken des ersten Abends starteten die Besucher in den ersten vollen Programmtag. Der größte Zuschauermagnet war dabei wohl das Gespräch von Barack Obama und Frau Merkel, die vor dem Brandenburger Tor zum Thema Demokratie diskutiert haben. Wer keine Lust auf so viele Menschen hatte, konnte sich an anderer Stelle in einer der vielen Bibelarbeiten mit dem Tagestext befassen und sich über den Tag hinweg Vorträge, Podiumsdiskussionen und Performances anschauen. Egal ob Konzert oder Theaterstück, für jung und alt gab es in der Stadt verteilt die unterschiedlichsten Angebote. Wie seit etlichen Jahren üblich, gab es verschiedene Zentren, die sich jeweils einem Thema gewidmet hatten. Das Zentrum Jugend erfreute sich natürlich großer Beliebtheit bei den jungen Leuten, dort gab es viele Konzerte, Geländespiele, Aktionen und interaktive Mitmach- Stände. Im Zentrum Kinder war auch für die jüngsten Besucher ein buntes Programm geboten, das nicht nur Spaß, sondern auch Botschaft mit sich brachte. In der Messe konnte man sich an den vielfältigen Ständen auf dem Markt der Möglichkeiten über jedes Thema, egal ob politisch, kirchlich oder sozial, informieren. Viele Organisationen und Einrichtungen nutzten die Chance, um neue Interessenten zu finden. Auch hier gab es coole Mitmach Aktionen, Lesungen und Vorträge, bei denen mitunter auch Prominente aus Politik und Showbusiness auftraten. Außerdem waren in der Messe weitere Zentren angesiedelt, die sich zum Beispiel mit dem älter werden oder körperlichen Einschränkungen beschäftigten. Der Abend war geprägt von Konzerten (Highlight: die Wise Guys) und anderen Großveranstaltungen, aber auch hier gab es wieder ruhigere Alternativen für alle, die sich nach etwas Besinnung sehnten.
Außerdem waren am Donnerstag die "Kirchentage auf dem Weg" gestartet, die in Leipzig, Erfurt, Magdeburg, Halle/Eisleben, Dessau-Roßlau und Jena/Weimar ein buntes Programm für die boten, die nicht nach Berlin kommen konnten. Eine schöne Idee zum Reformationsjubiläum, auch wenn die Besucherzahlen geringer ausfielen als erwartet.
Ähnlich gestaltete sich der Freitag: in ganz Berlin verstreut sah man die orangenen Kirchentagsschals, und in den öffentlichen Verkehrsmitteln kam man so auch mit dem ein oder anderen Einheimischen ins Gespräch. Mit einem Programm, das auch ein ganzes Jahr hätte füllen können, konnte sich jeder Teilnehmer genau nach seinem Geschmack heraussuchen, was er Tag für Tag besuchen wollte und es blieb ganz nebenbei Zeit um die Bundeshauptstadt etwas besser kennen zu lernen.
Am Samstag, dem letzten vollen Tag in Berlin, konnte man den ersten schon den Schlafmangel ansehen, aber das hinderte niemanden daran, Bibelarbeiten zu suchen, ein letztes Mal auf dem Markt der Möglichkeiten vorbeizuschauen oder Vorträge zu besuchen. Vielleicht nutzte man auch die Chance, sich einmal eine Rockandacht oder ähnliches anzuschauen, und hat neue Facetten von Kirche und Gottesdienst kennen gelernt. Am Abend stand der große Abschlussgottesdienst in Berlin am Brandenburger Tor an, jedoch gab es auch hier wieder viele kleiner Abschlussveranstaltungen.
Am Sonntag fand der traditionelle Festgottesdienst statt, jedoch nicht in Berlin, sondern in der Lutherstadt Wittenberg. Auch hier hatten die ganze Woche über schon Veranstaltungen stattgefunden, und viele Besucher waren sogar schon am Samstag nach Wittenberg gereist, um auf den Elbwiesen bei bestem Wetter unterm Sternenhimmel zu übernachten. So fand der Kirchentag seinen gebührenden Abschluss in der Stadt, wo Luther die Reformation ins Rollen brachte.

Abschließend kann man festhalten, dass der Kirchentag in Berlin eine erfolgreiche Veranstaltung war. Kritik bleibt natürlich nicht aus, besonders am zunehmend politischen Charakter der Veranstaltung. Nichtsdestotrotz war es ein tolles Erlebnis, mit anderen Christen zusammen zu kommen und in Gemeinschaft Jesus Christus zu feiern. Erfrischt gehen wir zurück in den Alltag und freuen uns darauf, in zwei Jahren in Dortmund wieder dabei zu sein.


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